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    Überreste (Dev Blog)

    Developer Blog:

    09.04.2014 Überreste

    Kaya rannte durch das Unterholz des Dschungels von Rakata-Prime und versuchte,
    so gut es ging, die peitschenden Zweige und Blätter zu ignorieren,
    die anscheinend etwas gegen ihre rasante Flucht hatten.

    Vor sich konnte sie eine Lichtung erkennen, die sie sicherheitshalber mied.
    Bis jetzt konnten die Bäume sie ganz gut vor den Waffen schützen, die die Einheimischen nach ihr warfen,
    nachdem sie den Rest ihres Teams getötet hatten - und daran wollte sie vorerst nichts ändern.

    Sie fand einen Baumstamm, der groß genug war, um sich dahinter zu verstecken, und presste sich dagegen, um zu hören, was ihre Verfolger machten.
    Wildes Rascheln und unverständliches Geschrei hallte durch das Unterholz.


    Sie hatte noch gegrinst, als der Vermittler der Exchange den Auftrag präsentierte. "Antiquitäten schmuggeln? Wirklich?"
    "Aber ja", hatte er gesagt. "Sehr lukrativ und wesentlich sicherer als Spice oder Waffen."


    Er war der Erste, der dran glauben musste, als er einen der improvisierten Speere in den Rücken bekam, die Kaya jetzt in einiger Entfernung gegen die Rinde knallen hörte.
    Auf der dritten Insel, die sie besuchten, waren sie in einen Hinterhalt getappt.

    Sie waren gerade dabei gewesen, einige zerstörte Gebäude, zerbröckelnde Skulpturen und Geräte zu durchsuchen,
    die schon seit Jahrtausenden nicht mehr funktionierten.
    Es war zwar alles alt und nutzlos, aber die Einheimischen konnten sich anscheinend nicht davon trennen.

    Sie sahen ein bisschen aus wie Ongree mit ihren großen, schmalen Köpfen und Stielaugen an den Seiten,
    aber ihre Münder waren weiter unten und sie konnten damit sehr beunruhigende Kampfschreie ausstoßen.


    Kaya blickte auf die Anzeige an ihrem Handgelenk - noch dreihundert Meter bis zum Schiff.
    Etwas weiter voraus konnte sie eine Felsformation erkennen und rannte darauf zu.
    Die Schreie ihrer Verfolger wurden lauter, also richtete sie einen ihrer Blaster nach hinten und feuerte blind ein paar Schüsse ab.
    Die Waffe verschwand gleich wieder im Holster, als sie hinter den Felsen in Deckung rutschte und mit ihrer Hand hektisch eine der Annäherungsladungen suchte,
    die sie dem klatooinianischen Sicherheitschef ihres Teams abgenommen hatte.
    Als sie die Ladung aktiviert und auf dem Felsen platziert hatte, sprintete Kaya weiter und folgte dem Rand der Formation nach oben.


    Und diese Barbaren sollen vor Tausenden von Jahren über ein gigantisches interstellares Imperium geherrscht haben?
    Keine einfache Vorstellung, doch die Hartnäckigkeit dieser Wesen ließ es nicht ganz unrealistisch erscheinen.
    Das einzig Interessante, das auf Rakata Prime seit grauer Vorzeit passiert war, war eine republikanische Schlacht im Orbit,
    und selbst die lag nun schon einige Jahrhunderte zurück - in Kayas Augen eine Ewigkeit.


    "Was finden Leute überhaupt an solchem Müll?" Sie hatte sich größtenteils rausgehalten, als ihr Team alles aufgesammelt hatte, was klein genug zum Mitnehmen war.
    Ihre Aufgabe war der Transport und keine körperliche Arbeit.

    "Wir werden schließlich dafür bezahlt, etwas daran zu finden."
    Dem Klatooinianer gefiel ihre Arbeitseinstellung nicht.

    Er hatte sie nach dem ersten Angriff noch eingeholt, war dann aber vor ihr zusammengebrochen, von mehr Wunden übersät als sie in der Eile zählen konnte.
    Als Kaya sich der Spitze des Hügels näherte, fragte sie sich, ob man ihm auch das Märchen von einem einfachen Auftrag auf Rakata Prime erzählt hatte.
    Die Explosion der Annäherungsladung brachte ihre Gedanken wieder in die Gegenwart zurück und sie rannte schneller.


    Noch eine Lichtung.
    Fast hätte sie angehalten, doch dann konnte sie in der Ferne erkennen,
    wie Sonnenstrahlen von den Triebwerken ihres Schiffs reflektiert wurden,
    und schon war alles andere egal.
    Sie ignorierte ihre vorherige Einstellung bezüglich der defensiven Vorteile von Dschungelpflanzen und rannte direkt auf die Laderampe zu, während sie ihren Komlink herausholte.


    "Dom, du musst mir Feuerschutz geben! Fahr die Waffen hoch - sofort!" Einhundert Meter.
    "Werden Sie verfolgt, Herrin?" Die Stimme des Droiden ließ nicht gerade darauf schließen, dass er übermäßig besorgt war.
    "Dom!" Siebzig Meter.


    Die Triebwerke des Schiffs wurden aktiviert und es erhob sich sanft in die Luft. Dann drehte es sich behäbig zu Kaya.
    Fünfzig Meter.


    "Ich glaube, es wäre das Beste, wenn Sie sich jetzt auf den Boden werfen, Herrin."
    Kaya stürzte sich nach vorne, rutschte mit einem schmerzvollen Ächzen über das Gras und schlug die Arme über dem Kopf zusammen.
    Über ihr brüllten die Kanonen auf und der Boden erbebte jedes Mal, wenn Dom die Lichtung und den Dschungel dahinter unter Beschuss nahm.
    Sie schloss ihre Augen und blendete krampfhaft alles aus, um wieder zu Atem zu kommen.
    Es fühlte sich an, als gäbe es auf dem gesamten Planeten nicht genug Sauerstoff für sie, doch sie versuchte es weiter.

    "Herrin?"

    Kaya öffnete wieder ihre Augen. Dom stand über ihr und reichte ihr eine seiner groben Metallhände, um ihr hoch zu helfen.
    Der Dschungel, aus dem sie gerade entkommen war, war ein einziges Inferno und spuckte pechschwarzen Rauch in den Himmel.

    "Wir sollten besser verschwinden."


    * * * * *


    Als das Schiff den Orbit hinter sich gelassen hatte, verließ Kaya das Cockpit, um die Ladung zu überprüfen.
    Zwei mittelgroße Kisten, die bei ihren ersten beiden Expeditionen bis zum Rand mit nutzlosem altem Schrott gefüllt worden waren.
    90 Kilos vielleicht - und sechs Leute hatten dafür sterben müssen. Der Exchange waren ihre Leben jeweils etwa 15 Kilo Schrott wert.


    Das schrille Alarmgeräusch der Langstreckensensoren rief Kaya zurück ins Cockpit.
    Eine republikanische Korvette war gerade aus dem Hyperraum gekommen und raste nun mit vollem Tempo auf sie zu.

    Das gesamte System war eine Sperrzone der Republik. Jeglicher Verkehr war untersagt und das nun schon seit dreihundert Jahren.
    Ein "historisches Reservat" nannten sie es. Der Exchange-Vermittler hatte noch darüber gelacht.
    Seit Beginn des Krieges gäbe es dort keine Patrouillen mehr.
    Sie hätten im Laufe der Jahre Dutzende Crews dorthin geschickt und nie wäre auch nur ein republikanisches Schiff gesehen worden.


    Kaya setzte sich und leitete schnell Energie auf die Triebwerke um.
    "Erinnere mich bitte daran, dass ich nie wieder für die Exchange arbeite, Dom."


    Der Droide war an den Navicomputer angeschlossen und sein Kopf bewegte sich zwischen den zahlreichen Anzeigen hin und her.
    "Ich habe die Berechnungen für einen Sprung in den Hyperraum eingeleitet."

    "Wir sind fast in Waffenreichweite. Festhalten!"

    Sobald der Annäherungsalarm zu hören war, drückte Kaya den Steuerknüppel nach vorne und drehte ihn dann so schnell sie konnte nach rechts.
    Grell leuchtende Turbolaser-Salven zischten bedrohlich am Schiff vorbei, das sich nun in einem wilden spiralförmigen Sturzflug befand.


    "Das ist keine ideale Flugbahn für den Sprung in den Hyperraum."
    "Einen Moment noch."
    Kaya riss den Knüppel zu sich und aktivierte die Schubdüsen. Die Beschleunigung des Schiffs presste sie in den Sitz.

    "Wir sind außerhalb ihrer Waffenreichweite, aber sie drehen bei, um die Verfolgung aufzunehmen."

    "Ich schätze, die Republik steht auch auf Antiquitäten."

    Kaya regelte die Schubdüsen herunter, um ihnen Zeit zum Aufladen zu geben, richtete das Schiff wieder aus und verstärkte die Schilde am Heck.
    "Wie lange, bis wir hier weg sind?"


    Doms Antwort wurde von einem weiteren Warnsignal der Sensoren übertönt. Der Droide prüfte die Anzeigen.
    "Ein zweites Schiff hat den Hyperraum verlassen. Ein imperialer Zerstörer der Terminus-Klasse."

    "Dann verschwinden wir hier mal besser. Sollen die beiden das ausfechten."
    "Sie kämpfen nicht, Herrin."


    "Wie bitte?" Kaya blickte durch die Zielvorrichtung am Heck.
    Die Schiffe waren eindeutig in Reichweite zueinander, aber sie feuerten nicht.
    Nein, die Imperialen hatten sich der Verfolgung angeschlossen.
    "Was zum Geier ist denn hier draußen los?"


    "Das republikanische Schiff holt auf. Sie scheinen alle Energie auf die Triebwerke und den Fangstrahl geleitet zu haben.
    Sie werden uns einige Sekunden vor unserem Sprung in den Hyperraum erreichen."


    "Halte uns einfach auf Kurs!" Kaya kletterte wieder aus ihrem Sitz und ging in den Frachtraum.
    Ihre Beine schmerzten noch von der Jagd durch den Dschungel.
    Die Kisten waren immer noch dort, wo sie sie gesichert hatte, doch ein kodiertes Magnetschloss verhinderte, dass sie einen Blick hineinwerfen konnte.
    "Diese verdammte Exchange!"


    Sie hörte Doms Stimme: "Zehn Sekunden, bis wir abgefangen werden, Herrin".
    Kaya löste die Frachtsicherungen und schob eine der Kisten in Richtung Luftschleuse.
    Es ging nur langsam voran und das ganze Schiff begann zu rumpeln, noch bevor sie es aus dem Frachtraum hinaus geschafft hatte.

    "Wir sind vom Fangstrahl erfasst."

    "Mach einfach den Hyperantrieb bereit!"

    Kaya sprang über die Kiste, bereute es aber sofort, als sie auf der anderen Seite landete.
    Nachdem sie mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Laderaum gehumpelt kam, gab sie den Überbrückungscode für die äußeren Frachtschleusen ein.
    "Sind wir soweit?"
    "Der Hyperraumsprung ist bereit, aber ..."

    Kaya zog ihre Pistolen, zielte und eröffnete das Feuer.
    Die Kisten barsten beim Auftreffen der Salven und verstreuten ihren sengenden Inhalt überall im Frachtraum.
    Kaya warf die Blaster beiseite, schlug auf die Konsole für die Außentür ein und klammerte sich fest.


    Kurz bevor der Sicherheitsmechanismus aktiviert wurde und sich die Öffnung zwischen Kaya und dem Frachtraum schloss,
    konnte sie sehen, wie eine Wolke glühender Antiquitäten in die Leere zur republikanischen Korvette geschleudert wurde.
    Das Rumpeln des Fangstrahls nahm ab und verstummte dann gänzlich.

    "Unsere Verfolger haben keinen Zugriff mit dem Fangstrahl mehr."

    "Mach schon!"


    Das vertraute Summen des aktivierten Hyperantriebs klang wie ein elektrischer Seufzer der Erleichterung.
    Kaya lehnte sich gegen die Schottwand, rutschte auf den Boden und stieß den Atem aus, die sie wohl angehalten hatte, ohne es zu merken.
    Dom leistete ihr einen Augenblick später Gesellschaft.


    "Um Zeit zu sparen, habe ich nur eine Route bis Cerea berechnet. Was ist unser eigentliches Ziel?"
    "Das falsche Ende eines Disruptors, wenn die Exchange herausfindet, dass wir ihre Fracht abgeworfen haben."
    Kaya massierte ihre Beine und versuchte, nicht wieder an den Hinterhalt zu denken.
    "Wir sollten für eine Weile untertauchen."

    "In der Räuberbucht?"

    Kaya musste zum ersten Mal an diesem Tag lächeln.
    "D0-M9, Navigator und Gedankenleser."

    "Ich beginne mit den Berechnungen, Herrin."


    Als es ihr langsam gelang, wieder aufzustehen, kam ihr ein Gedanke in den Sinn.
    "Sie haben uns nicht mal aufgefordert, uns zu ergeben."

    "Herrin?"
    "Eine gewöhnliche Patrouille würde zuerst mit uns reden und versuchen, uns einzuschüchtern.
    Sie haben aber sofort geschossen, als sie die Gelegenheit dazu hatten."


    Dom versuchte, so gut er es konnte, ein humanoides Achselzucken zu zeigen.
    "Barbaren haben nicht immer Speere, Herrin."


    Ein paar grausame Bilder sorgten dafür, dass Kayas Gedanken wieder auf die Oberfläche des Planeten zurückschweiften.
    "Es gibt aber immer noch viele, bei denen es so ist", antwortete sie mürrisch.


    Als die beiden sich wieder ins Cockpit begaben, um den langen Weg zu planen, der vor ihnen lag,
    fragte sich Kaya, wie weit sie wohl gehen musste, um wirklich zu entkommen.



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    "Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut werden soll."
    Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)

    Was nützt es, wenn wir mehrere Sprachen sprechen,
    solange wir nicht die Geduld aufbringen,
    einander zuzuhören...

    Art van Rheyn
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